Mittwoch, 8. August 2007

Oh Weizenbaum, oh Weizenbaum...

Nun hat es doch deutlich länger gedauert, bis ich mich hier wieder einfinden konnte- ein sicheres Zeichen dafür, wie viel ich in den letzten Tagen gearbeitet habe.
Ich habe Dutzende Bücher zusammengefasst, und Dutzende Interviews transkribiert. Aber eins ist so absolut erwähnenswert, dass ich nicht umhinkommen, es hier zu posten (ich habe euch schon von ihm erzählt):

"Die alltägliche Demonstration der Macht unsere Technologie verleiht den Priestern der Kirche, die das alles ermöglichen, eine fast grenzenlose Autorität und Glaubwürdigkeit. Aber während die Triumphe der Technologie sich häufen, wird die zugrundeliegende Naturwissenschaft immer abstrakter und damit für die Öffentlichkeit, sogar für die gebildete Öffentlichkeit, undurchschaubarer, sogar unverständlicher. Paradoxerweise erhöht dieser Umstand die Inbrust der Gläubigen. Immer mehr Menschen leiden bis zur Verzweiflung an dem Gefühl einer unkündbaren Entlegenheit eines ganzen Kontinents von grundlegendem Wissen unserer Zeit. Dies führt zu einem Verlust des Selbstvertrauens und der Selbstsicherheit in Bezug auf die eigenen intellektuellen Fähigkeiten. Umso mehr steigt die Abhängigkeit von Experten einschließlich den Priestern der Naturwissenschaften." (WEIZENBAUM, Joseph. Computermacht und Gesellschaft. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2001, S. 37)

Ach, so macht das Arbeiten Spaß... :)

EDIT: Und weils gerade so schön war, aus dem gleichen Buch, ein paar Seiten weiter (S. 77):

"Ich glaube, dass das Einstein meinte, als er sagte, es sei erstaunlich, es sei ein Wunder, dass wir überhaupt etwas von der Welt lernen können mit den komischen Methoden der Naturwissenschaft. Es ist eine sehr komische Methode, bei der man fast alles auslässt. ... Viele Modelle bedeuten viel mehr Parameter, aber immer wird fast alles ausgelassen. Und ich glaube, dass das unserer Welt, unsere Denkwelt ist. Sie besteht fast ganz und gar aus Modellen."