Mittwoch, 19. März 2008

Computerspielabhängigkeit

Ich werkel gerade an meinem Kapitel über Abhängigkeit von digitalen Spielen (über 60 Seiten!) und stelle fest, wie wahnsinnig viel Information es im Netz gibt, und wie schwer systematisierbar es ist.
Deswegen hier ein Paar Sachen zum behalten und jederzeit wiederfinden:

Wo lebst Du? - Spot von klicksafe.de über Computerspielsucht (Danke an Andi fürs Suchen!)

Wo ist Klaus? - Spot von klicksafe.de über Jugendschutz

klicksafe.de - Mehr Sicherheit im Internet durch Medienkompetenz

Gesamtverband für Suchtkrankenhilfe - Zahlreiche Informationsveranstaltungen nicht nur (aber auch) zur Mediensucht
suchtmittel.de - Allgemeine Infos zur PC-Spielsucht

Verzeichnis der Suchtberatungsstellen - nicht spezifisch Mediensucht

HSO (Hilfe zur Selbsthilfe für Onlinesüchtige, ehemals onlinesucht.de) - Eine Seite, in der sich Betroffene austauschen können (mit Vorsicht genießen). Unter OnlineSPIELsucht können Testimonials gelesen und ein Test (ca. bis zur Mitte der Seite runterscrollen) durchgeführt werden.

HELIOS Klinik Schwerin - die "erste Mediensuchtberatungsstelle in Deutschland"

Und dann hier ein Auszug von Artikeln von heise, golem & co:

US-Mediziner: Computerspiele machen nicht süchtig

Junge Chinesen sollen nur bis zu drei Stunden online spielen

Bundesregierung sieht Suchtpotenzial bei Computerspielen

Sechs Prozent sind surf-süchtig, 23.08.1999

Neuer Todesfall durch Online-Spielsucht, 10.12.2005

Psychologe fordert Anerkennung der Internetsucht als Krankheitsbild, 31.12.2005

Spielen bis zum Umfallen

Interview mit einem WoW-Süchtigen, 11.11.2005

Männer tendieren mehr zu Computerspielsucht als Frauen
(Studie der Stanford University - 05.02.2008)

Registrierpflicht fuer chinesische Online-Spieler eingefuehrt

Chatwuetig: 40 Prozent der Internetnutzer tun es

Diese Liste ist endlos fortführbar. Aber weil ich noch ein bisschen was anderes machen muss, werde ich mich bei Gelegenheit weiter darum kümmern.

Montag, 17. März 2008

Der Selbstdarstellungspost! :)

Ich weiß, das stinkt, aber für mich ist es langsam notwendig, eine Liste anzulegen, in der ich überblicken kann, wo ich was gemacht habe bzw. was im Netz über mich zu sehen ist.
Ganz aktuell wird über meine Forschung berichtet im Projekt Deutschlandreise.
Deswegen wie gesagt: neues Selbstdarstellungs-Linkskästchen links! :)

Sonntag, 9. März 2008

Joseph Weizenbaum ist tot

Am Mittwoch, den 05. März 2008 verstarb Weizenbaum 85-jährig in Berlin.
Und es gibt Leute, die nicht mehr wissen, wer er war!
Solche großartigen Menschen dürften niemals vergessen sein!
Meine gutinformierten Blogleser wissen es: ein Pionier der Informatik, der den C64 miterschuff und das Programm ELIZA erstellte und damit ein Meilenstein der künstlichen Intelligenz setzte, aber mehr als das: ein Informatikkritiker, der die Verantwortung der Wissenschaftler immer wieder betonte, und mit seiner Denkweise viele Wissenschaftler - mich eingeschlossen - stark prägte.
Auch wenn es in den letzten Jahren ruhiger um Weizenbaum wurde, seine Schriften - für mich insbesondere "Die Macht der Computer und die ohnmacht der Vernunft" und "Computermacht und Gesellschaft" - werden hoffentlich auch das Denken der zukünftigen Forscher weiter prägen.
Wir bedenken seiner.

"Jedes Individuum [muss] so handeln, als ob die gesamte Zukunft der Welt, der Menschheit selbst, von ihm abhänge. Alles andere ist ein Ausweichen vor der Verantwortung und selbst wieder eine enthumanisierende Kraft, denn alles andere bestärkt den einzelnen nur in seiner Vorstellung, lediglich eine Figur in einem Drama zu sein, das anonyme Mächte geschrieben haben und sich als weniger als eine ganze Person anzusehen, und das ist der Anfang vom Passivität und Ziellosigkeit. ...
Aber die Tatsache, dass jeder einzelne für die ganze Welt verantwortlich ist und dass die Befreiung von dieser Verantwortung zu allererst erfordert, dass jeder einzelne sich selbst gegenüber verantwortlich ist, bedeutet nicht die Leugnung, dass wir alle gegeneinander Pflichten haben." (Weizenbaum, Die Macht der Computer und die ohnmacht der Vernunft (1978), S. 348/349)

Es gibt menschliche Funktionen, die nicht durch den Computer ersetzt werden sollten; nicht weil es nicht geht, sondern weil es moralisch nicht vertretbar ist. "Respekt, Verständnis und Liebe sind keine Probleme, die mit Technik zu tun haben." (Weizenbaum, Die Macht der Computer und die ohnmacht der Vernunft (1978), S. 352)

Samstag, 8. März 2008

Nach dem Clash...


... ist vor dem Clash. Die Clash of Realities wird auch wieder in 2010 zum 3. Mal stattfinden.
Erstmal das Offensichtliche: was für eine gigantische Organisation. Geld zu haben ist doch etwas Wunderbares. Die Technik war perfekt, die Dekoration auffallend gut gemacht, die Hostessen freundlich. Das war so eine Tagung, wie Wissenschaftler sie eher selten kriegen. Und EA war zwar bei der Infrastruktur topbeteiligt, aber bei der Tagung selber sehr im Hintergrund. Vom Inhalt her war es eine wissenschaftliche Tagung ohne Sponsor, fand ich wirklich bewundernswert!

Hier mal ein Bild von Winfried Kaminski auf der Bühne (ich saß in der hintersten Reihe):

Meine Highlights: natürlich das Networking, an aller erster Stelle. Habe ein Paar Leute persönlich kennengelernt (mit denen ich schon lange emaile, chatte oder blogge), andere, von denen ich noch gar nicht wusste, dass es sie gibt, und habe natürlich auch viele Bekannte wiedergetroffen. Schade dabei war nur, dass ich an der Abendveranstaltung nicht teilnehmen konnte, da ich in Wuppertal bei meiner Kusine Jenni war.
Zu den einzelnen Vorträgen:

Claus Pias von der Uni Wien referierte über epidemiologische Berechnungen, die anhand der "corrupted blood"-Seuche, die im September 2005 (nach einem Patch) die Azeroth-Welt erschütterte, durchgeführt werden.
Ob diese Berechnungen Sinn machen oder nicht sei mal dahin gestellt, allein schon deshalb, weil manche Spieler, die ansteckend waren, von ihrer Gruppe am Leben erhalten wurden (durch Healing), um möglichst viele andere anzustecken (siehe auch videos auf Youtube). Ich meine, es hat zwar eine makabre Ähnlichkeit zu Bemühen der heutigen Medizin, auch ansteckende Menschen möglichst lange am Leben zu erhalten, aber die Wenigsten versuchen wirklich aktiv andere zu infizieren (anders als im Spiel). Aber die Idee, Menschen zu Simulation von Menschen zu nehmen, fand ich doch durchaus anziehend.
Die Virtualität und die Realität vermischen sich auch im Bereich der Simulationen zunehmend, was man z.B. bei Amazon sehr gut erkennen kann.

Maria von Salisch
, Autorin von den KUHL-Studien trug ebenfalls Anregendes vor. Sie ging auf die Ergebnisse von KUHL 1 und 2 ein, und stellte auch noch die von KUHL 3 vor.
Sie geht nach der Huhn-und-Ei-Frage vor: was war zuerst da, Aggressivität oder aggressive Spiele? Wirkt sich also die Aggressivität auf die Spielauswahl oder aber die Spielart auf die Aggressivität aus? Von ihr und ihren 2 Doktorandinnen stammt auch das Buch "Computerspiele mit und ohne Gewalt: Auswahl und Wirkung bei Kindern".
Es gibt Faktoren, die die spätere Aggressivität von Kindern vorhersagen kann, bei Jungen insbesondere das "Family Monitoring" (also wie sehr die Eltern kontrollieren was die Kinder machen, korreliert negativ, also umso weniger Kontrolle, desto aggressiver) und die Herausforderungssuche, während bei Mädchen die Persönlichkeit die zentrale Rolle einzunehmen schien.

Elisabeth Hayes (Arizona State University) berichtete, wie sie bei Mädchen durch Spiele wie Sims und Second Life das Interesse für Technisches (Programmieren, Inhalte erstellen) wecken und sie motivieren können, einen Haufen Zeit darin zu investieren. Dabei blieb für mich die Frage unbeantwortet, ob Männer und Frauen nicht einfach unterschiedliche Bedürfnisse haben, so dass das Programmieren Männern tatsächlich auch leichter fällt (ich denke dabei auch an Weizenbaums zwanghafte Programmierer).

Bert te Wildt und Silvia Kratzer referierten über die Abhängigkeit von Spielen. Beide stellten fest, dass bei Computerspielabhängigen (fast) immer eine andere psychische Störung vorlag, meistens eine Depression oder eine Adjustement disorder. Te Wildt stellte noch eine Staffelung der Abhängigkeiten vor: stoffgebundene, Abhängigkeit von körperlicher Aktivität, stoffungebundene und Abhängigkeit von komplexen Verhaltensweisen.

James Gee spricht von Spielen als Grundlage zum Erlernen von Lösungsmöglichkeiten für komplexe Probleme: die Welt in anderer Form wahrnehmen und überdenken, um neue Handlungsmöglichkeiten zu vermuten / überlegen / ausprobieren.

Am nächsten Tag hatten wir noch einen Doppelvortrag aus Wien (Konstantin Mitgutsch von der Uni und Herbert Rosenstingl von der BuPP).
Der Eine brauchte eine Klassifizierung für Spiele, der Andere versuchte sie durchzuführen. Dazu verwendete Mitgutsch Begriffe der Entwicklungspsychologie, und unterteilte (zumindest theoretisch, eine praktische Umsetzung scheint noch nicht gegeben zu sein) die Spiele in verschiedene Altersgruppen je nach Reifestufe.

Anna Gough-Yates von der Uni London berichtete über die Medienausbildung in Großbritannien und Jörg Müller-Lietzkow machte den Abschluss mit vielen aktuellen Zahlen über das Spielen.

Anschließend ging noch ein Großteil der AG-Games in eine Dönerbude Mittagessen, und die, die nicht bleiben konnten (wie ich) zerstreuten sich wieder in alle Winde.

Auf der Rückfahrt merkte ich schon, wie geschafft ich eigentlich bin, und freue mich, jetzt einige ruhige Tage zu haben, um alles zu verarbeiten...

Mittwoch, 5. März 2008

Auf zum Aufeinanderprallen der Realitäten

Clash of realities - so der Name der internationalen Konferenz über Computerspiele, die von heute bis Freitag in Köln stattfindet. Organisiert wird das Ganze von der FH Köln (Winfried Kaminski) und Electronic Arts.
Ich war sehr hin- und hergerissen, ob ich überhaupt teilnehmen soll. Aber nachdem ich eh Urlaub habe, und die Gelegenheit auch noch nutze, meine Kusine Jenni in ihrer neuen Wohnung in Wuppertal zu besuchen, sprach dann doch mehr dafür als dagegen (trotz drohender Bahnstreiks).
An der Eröffnung heute abend werde ich nicht teilnehmen (sondern eben die Zeit bei der Jenni nutzen, um vieeele Gespräche wieder auf den aktuellen Stand zu bringen), aber auf morgen freue ich mich schon: Medienpsychologische und gendertheoretische Einsichten (hm, lecker! :) ), Computerspiele und Suchtverhalten, Antworten und Fragen aus klinischer Sicht (genau das was ich brauche, um das letzte Kapitel der Diss zu schreiben), Medienpädagogische Diskussionen, und viele bekannte (oder zumindest aus Diskussionslisten bekannte) Namen und Gesichter. Oder auch Autoren von Büchern, die ich gelesen habe. Oder Menschen, von denen ich schon viel gehört habe. Usw, usf! :)
Das komplette Programm befindet sich hier, und so langsam muss ich dann auch los.
Berichte folgen.