Heute bin ich kräftig am Rumverschieben. Das Kapitel Motivation ist jetzt weiter vorne und deutlich umfangreicher, da es auch das zentrale Kapitel darstellt.
Ich habe die Aggressivität bspw. unterteilt: zum einen ist sie unter dem Aspekt der Aggressionsregulation (Katharsistheorie) in die Motivation eingeflossen, da einige Spieler eben deshalb spielen, um ihre Aggressionen abzubauen.
Die ganze Diskussion um Amokläufe, Persönlichkeitsveränderung und Aggressivitätssteigerung durch digitale Spiele habe ich im Kapitel Wirkungen belassen.
Dabei stolperte ich auf eines meiner Lieblingszitate von Feibel (2004):
„Wir alle haben schon einmal beobachten können, wie Kinder beispielsweise am Gameboy über eine besonders hohe Hürde des Spiels nicht hinauskamen und darüber immer zorniger wurden. Sie fluchen und werden von Wutanfällen durchgeschüttelt. Gibt es da noch einen Zweifel? Natürlich machen Computerspiele aggressiv. Das geben sogar alle Hersteller von Computerspielen freimütig zu. Aber, so fahren sie dann mit einem wichtigen Einwand fort, jedes Spiel mache aggressiv, wenn man verliert. Stimmt. Im Grunde lösen beim Spieler nicht brutale oder Gewalt verherrlichende Szenen Wutausbrüche aus, sondern nur das Scheitern. Wir Erwachsenen kennen dieses Gefühl höchstens beim Zusammenbau von Möbelstücken. Wir alle haben schon mal voller Wut den Imbusschlüssel in die Ecke gedonnert, ohne dass wir die gewichtige Frage ‚Macht Ikea aggressiv?‘ aufgeworfen hätten“ (Feibel, 2004, S. 143).
FEIBEL, Thomas: Killerspiele im Kinderzimmer - Was wir über Computer und Gewalt wissen müssen. Düsseldorf : Walter Verlag, 2004
Stimmt. Es gibt viele Dinge, die einen aggro machen, ohne dass sie Gewaltdarstellungen beinhalten würden. Neben dem IKEA-Beispiel fallen mir zahlreiche andere ein: der Computer, der nicht drucken will, der Computer, der unsinnig Fehlermeldungen von sich gibt, LateX, das einfach ums Verrecken nicht kompiliert. Gerade in der Technik sind Mängel an der eigenen Kompetenz aufgrund von misslungenen Selbstwirksamkeitserfahrungen gang und gäbe.
Außerdem: beim Klavierspielen: die eine Stelle, wo man sich IMMER verspielt; beim Nähen: die eine Naht, die GAR NICHT klappt; das versehentliche Schneiden von bereits verarbeitetem Stoff, etwas fast fertig genähtes, das aufgrund von Gewichtsschwankungen nicht mehr passt. Das verbrannte Essen, die versalzene Suppe, der verspätete Bus. Der plötzliche Regen auf dem Weg zu einem wichtigen Termin, der Typ, der einem die Vorfahrt nimmt.
Es gibt SO VIEL davon!
Allen gemeinsam? Das Gefühl von absoluter Ohnmacht, von Zweifeln an der eigenen Fähigkeit... Kompetenzmangel, Gefährdung der eigenen Handlungsfähigkeit.
Eigentlich recht einfach zu verstehen, warum man Selbstwirksamkeitserfahrungen braucht. Nur erstaunlich, dass die Menschen nicht viel häufiger in die Luft gehen und Dinge um sich werfen...