Samstag, 28. Februar 2009

Promovieren = Nähen

Heute habe ich herausgefunden, dass nähen und promovieren eigentlich das gleiche ist.
1. Es macht verdammt viel Arbeit;
2. Kaufen wäre viel einfacher als selber machen :D :D :D;
3. Das Ergebnis ist nie so, wie man es erwartet (sondern einfach anders);
4. Irgendwann fragt man sich "remind me why this is fun?!";
5. Man fängt begeistert an.
6. Aus Spaß wird Ernst, aber da ist es schon zu spät, um aufzuhören / aufzugeben;
7. Wenn man denkt, man ist fertig, geht die Arbeit erst richtig los;
8. Niemand teilt die Begeisterung für das unfertige Produkt;
9. Mutters Hilfe ist von unschätzbaren und unverzichtbaren Wert;
10. Man kommt klüger raus, als man reingegangen ist - nur es bringt nix mehr :);
11. Man lernt einiges über sich selber;
12. Man übt sich in Geduld;
13. Nähte auftrennen und Kapitel löschen gehört dazu;
14. Learning by doing: nichts, was man darüber liest, kann einem wirklich helfen;
15. Das Ergebnis ist ein Unikat, ungeeignet für die Massenherstellung;
16. Sollte man jemals fertig werden, wird man (wenn überhaupt) nur von Leuten bewundert, die es selber nicht können.

Ich finde, eigentlich hätte ich ein Dr. mult. verdient! :)
























Samstag, 7. Februar 2009

Disstools

Ich bin ja eigentlich fast fertig. Aber das hätte ich nicht geschafft, wenn ich nicht eine Reihe von kleinen und großen Helferleins hätte. Und weil ich erst letzte Woche von einem Tool erfahren habe, das mir VIEL erspart hätte, hätte ich's schon früher gekannt, will ich Euch in meine Betriebsgeheimnisse einweihen:

1. Spracherkennungssoftware: Dragon Naturally Speaking. Ich bin zwar eine schnelle Tipperin, aber ich rede ja noch schneller als ich tippen kann. Diese Software ist zwar nicht ganz billig, aber ich finde sie wirklich super toll. Damit habe ich meine ganzen Interviews transkribiert und meine ganzen Bücherzusammenfassungen geschrieben. Nur ein Beispiel, was sie ohne zu stottern (zugegebenermaßen ist sie gut trainiert) schreiben kann:
"Da Intersubjektivität als wissenschaftlich-methodologisches Prinzip gefordert wird, versucht man innerhalb der quantitativen Verfahren, die Einflüsse des Forschers und des Erhebungsinstruments auf die Ergebnisse so weit wie möglich zu reduzieren beziehungsweise zu eliminieren. Nach Meinung von Kritikern eines solchen Vorgehens lassen sich diese Einflüsse aber nicht eliminieren, weil die Involviertheit des Forschers in den Forschungsprozess ein unumgehbarer und notwendiger Faktor der Ergebnisproduktion sei. Daher beschritten die Quantitativen mit einer immer weitergehenden Instrumentalisierung der Erhebungsmethoden einen falschen Lösungsweg, weil er die Abhängigkeit der Methode im Vorwort zu untersuchenden Gegenstand und die substantielle Verstrickung des Forschers in den Prozess der Untersuchung leugne".
LAMNEK, Siegfried: Qualitative Sozialforschung. Weinheim : Beltz Verlag, 2005.
Das gute ist: ich kann wirklich in normaler Sprechgeschwindigkeit lesen, das packt sie gut!

2. Transkriptionssoftware: F4, eine ganz einfache, kostenlose Software, die (für mich) alles kann, was sie können muss: Stop (F1), Abspielen/Pause (F4), zurück (F3) und vor (F5) und Zeitstempel (F8). Die Wiedergabegeschwindigkeit kann ebenfalls eingestellt werden.

3. Aufnahme von Interviews: Windows Media Encoder. Gibts kostenlos für alle offiziellen Windowsnutzer.

4. Schreibsoftware: ich bin ein Weichei, aber ein ganz hartes. Deswegen habe ich die Diss in einer Mischung aus MS Word (weil ich mich damit sehr gut auskenne, vieles automatisieren konnte usw.) und LateX geschrieben. Also Text in Word verfasst, in WinEdt (Shareware) verfrachtet und dort angepasst/feinjustiert. Wenn jemand mit TeX arbeitet, kann ich WinEdt nur empfehlen, obwohl ich nach den 2 Jahren vllt. 1/18 der Funktionen kennengelernt habe... (Es kann einfach ALLES!)

5. Literaturverwaltung: da gibt es zwei Dinge. Für LaTeX ist Jabref das beste (kostenlose), was ich gefunden habe. Nicht sehr überzeugend, muss ich zugeben. Deswegen habe ich die Literaturverwaltung einfach in einer Worddatei gemacht (Aua, ich weiß! :) ) und hoffe, dass was besseres kommt. Letzte Woche erfuhr ich dann von Zotero, die Software, von der ich wünsche, ich hätte sie viel früher schon gekannt. Hintergrund: die meisten Bücher, die ich ausleihe, fasse ich auch zusammen. In den Zusammenfassungen sind auch Zitate mit Seitenangabe, die ich direkt übernehmen kann. Und Zotero kann genau das indexieren. Ich gehe z.B. auf Amazon, klicke auf das Icon, Zotero indexiert das Buch (Autor, Buchname, Verlag, blabla). Danach brauche ich nur meine Zusammenfassung mit diesem Buch zu verlinken (man kann "Dateien hinzufügen") und schon habe ich alles beisammen, was ich brauche. Man kann auch mehrere Bibliotheken anlegen und natürlich alles mit Tags versehen.
Im Idealfall gibts jetzt irgendwann mal eine Lösung, die beides (LateX + Inet) integriert. Ich hoffe nur, dass ich sie dann nicht mehr brauche, weil ich dann schon sowas von fertig bin! ;)

6. Generelles Management: da ist MyLifeOrganized für mich ungeschlagen. Es gibt eine kostenlose Version, die zwar nicht alles kann, aber trotzdem ziemlich viel. Man kann Projekte anlegen, priorisieren, zuteilen, Aufgaben bestimmen, Due Dates setzen usw... Mein Bruder ist von der Professional Version hin und weg, es gibt eine Demoversion davon. Und es gibt natürlich auch eine Handheld-Version dazu, wenn man sich von der Software gar nicht mehr trennen kann oder möchte.

Mittwoch, 4. Februar 2009

Selbst der längste Weg...

... fängt mit einem kleinen Schritt an. Also habe ich angefangen, meine Methode zu begründen (danke für die Hinweise in den verschiedenen Kommunikationskanälen!).

Die Problematik hinter den Methoden ist vllt. nicht unbedingt jedem klar, deswegen noch einige Worte dazu.
Die Psychologie hatte mehr oder weniger schon immer einen Anspruch, als Naturwissenschaft begriffen zu werden, etwas was Weizenbaum (1978)* übrigens scharf kritisiert. Seiner Meinung nach versucht die Psychologie seit langem, sich als Naturwissenschaft zu etablieren, indem sie deren erfolgreichsten Zweig nachahmt, nämlich die Physik, ohne allerdings genau zu verstehen, was die Physik mehr zu einer Naturwissenschaft macht als die Psychologie. Sie habe "die am meisten ins Auge fallende Eigenschaft der Physik, deren sichtbaren vorliegenden Umgang mit Zahlen und mathematischen Formeln irrtümlich für das gehalten, was eine Naturwissenschaft wesentlich ausmacht. Große Bereiche der Psychologie haben deshalb versucht, sich so weit wie möglich zu mathematisieren, zu zählen, zu quantifizieren, ihre Zahlen mit Variablen gleichzusetzten ... und die neu gefundenen Variablen, genau wie es die Physiker machen, in Gleichungssysteme (am liebsten in Differenzialgleichungen) und in Matrizen einzusetzen" (Weizenbaum, 1978*, S. 212 f.).
Große Fortschritte der Psychologie wurden durch qualitative oder Einzelfallanalysen erzielt - siehe Freud, Jung, Piaget, usw. Allerdings hat sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend etabliert, dass Psychologie experimentell ablaufen soll. Das bedeutet, dass eine (oder mehrere) Variable(n) unter sonst möglichst konstant gehaltenen Bedingungen verändert wird. Dazu wurden z.B. Laborsituationen und Fragebögen entwickelt, die für alle Versuchspersonen gleich sind. Die Ergebnisse können dann durch verschiedene statistischen Berechnungen ausgewertet werden. Dazu ist es notwendig, dass eine ausreichend große und neutrale (i.S.v. nicht vorselektierte) Stichprobe vorhanden ist, und dass diese möglichst die (eine bestimmte) Gesamtpopulation widerspiegelt. Es gibt Verfahren und Berechnungsmethoden, um Stichproben zu suchen/finden. Die Ergebnisse quantitativer (statistischer) Auswertung können signifikant sein oder Trends angeben. Sie können auch nicht-signifikant sein. Es kann berechnet werden, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass das Ergebnis ein zufälliges ist. Man kann eine ganze Menge damit machen. Für viele Forschungsfelder ist es eine prima Methode. Genau das ist auch schon der Punkt. Für viele bedeutet eben nicht für alle.
Diese Arbeitsweise ist aber praktisch die einzige anerkannte Methode in der Psychologie.
Wenn man schon weißt, was man forscht, kann es seine Berechtigung haben. Aber ich frage nach dem "Warum" (eigentlich eine recht verpönte Frage, aber die Motivation ist das, was mich am meisten interessiert). Und diese Antwort MUSS, von ihrer Natur her, offen sein. Deswegen MUSSTE ich qualitativ arbeiten.
Qualitativ (oder explorativ) arbeiten bedeutet, dass ich möglichst offen bin. Ich gebe keine Antworten vor, habe nur grobe Stichpunkte, welche Themenfelder in einem Interview auftauchen sollten. Somit habe ich die Freiheit (=Flexibilität), auf die Punkte einzugehen, die meinen Interviewpartnern besonders wichtig erscheinen. Es geht nicht darum, was ist, sondern darum, wie es von den Interviewpartnern verstanden, wahrgenommen, empfunden wird.
Man nehme sich ein Phänomen - z.B. Computerspielen. Wenn man quantitativ arbeitet, macht man sich Gedanken darüber und überlegt sich, was man gerne wissen möchte. Dann entwickelt man einen Fragebogen, lässt eine kleine Anzahl von Personen diesen ausfüllen, merzt evtl. vorhandene Unverständlichkeiten aus, stellt diesen bspw. ins Internet und lässt ihn von 2000 Leuten beantworten. Dabei passieren manche Dinge, z.B. das, was Lamnek (2005)* "restringierte Erfahrung" nennt: man bekommt nur das, woran man schon gedacht hatte. Wahrscheinlich kennt das jeder, der schon mal einen Multiple-Choice-Fragebogen ausgefüllt hat: Fragen, wo keine Antwort zutrifft. Man antwortet einfach irgendwas, weil man keine Ausweichsmöglichkeit hat. Wenn man qualitativ arbeitet, dagegen, kann man sich überraschen lassen. Kann Zusammenhänge erkennen, die einem selber niemals eingefallen wären, weil man Menschen reden lässt und einfach zuhört. Ich denke, eine quantitative Umfrage wäre eine super Ergänzung für meine Erkenntnisse aus der qualitativen Arbeit. Aber diese Umfrage würde keinen Sinn machen, solange es nicht eine Theorie dahinter gibt, die ich nur explorativ aufstellen kann... Beide Methoden müssen aufeinander aufbauen!

Natürlich gibt es auch an der qualitativen Methode eine große und berechtigte Kritik. Ich denke da noch nicht mals an die geringe Zahl und die Stichprobenwahl oder an die fehlende statistische Analyse. Ich denke viel eher daran, dass ich als Forscherin zum Teil der Daten werde. Dass es nicht möglich ist, sich vollständig zu objektivieren, dass man trotz aller Selbstreflexion manche Teile seines Selbst übersieht. Wenn ich die Interviews frei führe, dann werde ich auf die Punkte eingehen, die mir eben besonders wichtig erscheinen und andere vernachlässigen, die ein anderer vielleicht als die zentralen erkannt hätte.
Man sieht, es arbeitet in mir. Es ist leicht, die quantitative Methode zu kritisieren und sich darüber zu ärgern, dass sie praktisch als die einzige Alternative angesehen wird. Viel schwieriger ist es, hieb- und stichfest - trotz Kritikpunkte! - zur eigenen Methode zu stehen...


*
LAMNEK, Siegfried: Qualitative Sozialforschung. Weinheim : Beltz Verlag, 2005
WEIZENBAUM, Joseph: Die Macht der Computer und die Ohnmacht
der Vernunft. Frankfurt am Main : Suhrkamp, 1978

Dienstag, 3. Februar 2009

Gehen wir es an

Ich schreibe einfach mal zusammen, was so alles ansteht:

* Im Dezember 2007 nahm ich an der LIT in Leipzig teil. Ich hielt einen Vortrag über die Typologie von Bartle und wie diese psychologisch zu erklären ist. Aus dieser Konferenz gingen wichtige Insights für meine Diss hervor. Nun soll auch ein Tagungsband "Digitale Spiele: Herausforderung & Chance" mit Beiträgen der LIT Tagungen 2006 und 2007 im Werner Hülsbusch Verlag erscheinen. Jetzt heißt es also, meinen Beitrag mit einer Länge von ca. 8000-10000 Wörtern lesbar zu machen.

 
Termin: 15.03.09 Aufwand: 8-12 Stunden

* Mein Vortrag "Why playing games is better than living lives" wurde für die Game Culture-Tagung Ende März in Magdeburg angenommen. Die Kritik der Reviewer war sehr konstruktiv, eine grobe Idee, was die Richtung angeht, habe ich schon, jetzt heißt es, einen Vortrag gestalten und ein Manuskript zu schreiben.
Eine Sache macht diese Konferenz zu einem für mich besonders relevanten Erlebnis: der erste Keynote-Speaker (über MMO Morality) ist kein geringerer als Richard Bartle (University of Essex, UK). Ja, das ist er: der Begründer der Typologie, auf die meine ganze Arbeit basiert. Ich kann Euch gar nicht sagen, wie aufregend das für mich ist!!
 
Termine: Aufwand:
13.02.09 Vita einreichen 15 Minuten
28.02.09 Manuskript einreichen 14-16 Stunden
20.03.09 Vortrag fertig haben 3 Stunden
15.04.09 Förderung für die Reise nach
Magdeburg beantragen 2-3 Stunden

* An meiner Diss werde ich, wie kryptisch angekündigt, einige Dinge überarbeiten. Die qualitative Methode ist, mehr als mir bewusst war, sehr angreifbar und muss gestärkt werden. Versteht mich nicht falsch: ich bin nach wie vor sehr von ihr überzeugt und glaube, dass ich für meine Fragestellung gar keine andere Wahl hatte, außer qualitativ zu arbeiten. Aber ich werde immer wieder zu hören bekommen, dass 27 eine zu kleine Zahl ist, um begründete, glaubwürdige Erkenntnisse zu erhalten. Ich muss diesen Punkt also noch entschieden stärken, genauer darlegen, wie ich gearbeitet habe und warum.
Erst wenn dieser Punkt zufriedenstellend und weniger angreifbar dargelegt ist, werde ich die Arbeit fertig stellen und meine Disputation anpeilen können.
 
Termin: Aufwand:
28.02.09 Methode stärken 16-20 Stunden
28.02.09 Andere Kleinigkeiten
ausbügeln 8-12 Stunden

* Die Themen für meine Disputation sind weitestgehend vorbereitet (ich wollte sie eigentlich letzte Woche schon hinter mich gebracht haben), nur die Präsentationen fehlen noch. Zu den Themen mache ich mal einen Extra-Post.
 
Termine: Aufwand:
15.03.09 Themen überarbeiten/ergänzen 4-8 Stunden
01.04.09 Präsentation Themen 2 Stunden
15.04.09 Präsentation Diss 4 Stunden

Im arbeitsintensivsten Fall gehe ich von vollen 2 Wochen aus. Oder 5 Wochenenden.
Nun wird es an der Zeit, alles anzuwenden, was ich in meinen Zeitmanagement-Kursen selbst gelehrt habe: Ordnen, Strukturieren, Ziele und Prioritäten setzen und ANPACKEN!!!

PS. Für diesen Zweck kann ich das Programm MyLifeOrganized sehr empfehlen. Es gibt eine kostenlose Version, die schon recht viel bietet, und eine bezahlte, die so ziemlich alles kann - außer Kaffee kochen! ;)
PS2. Gestern machte mich jemand auf ein Firefox-Addon aufmerksam, mit dem man die Aktualisierung von Seiten überblicken kann, die über KEINEN RSS verfügen (z.B. ob sich das Tagungsprogramm geändert hat, oder eine Seite, die man nicht aus den Augen verlieren möchte o.Ä.): Update Scanner. Kann ich nur weiter empfehlen, sehr praktisch!

Montag, 2. Februar 2009

Umfragen zum Thema Computerspiele

Nachdem meine eigene Untersuchung ja weitestgehend abgeschlossen ist, möchte ich auf weitere Studien hinweisen, die momentan noch Teilnehmer suchen:

* Dissertationsprojekt an der Universität Duisburg-Essen zum Thema "Kompetenzerwerb und Lernprozesse im E-Sport" (Zielteilnehmer: E-Sportler und E-Sportlerinnen)

* Forschungsprojekt zur Computerspiel-Nutzung an der FHTW (Zielteilnehmer: (auch Gelegenheits-)SpielerInnen von 35-45 und über 50 Jahre)

Zu meiner eigenen Arbeit möchte ich in Kürze wieder etwas updaten, bitte noch um etwas Geduld!