Heute morgen im Zug habe ich Scheuerl für "gelesen" erklärt (nach nur 1 Kapitel!) und das andere alte Buch aus der Tasche gezogen, die auf mich wartete: Johan Huizinga (Homo Ludens. Vom Ursprung der Kultur im Spiel, Originalausgabe: Amsterdam: Pantheon 1939. Aktuell erhältlich: Reinbek: Rowohlt 2004, ISBN 3-499-55435-6).
Woran erkennt man jemand, der sich mit der Materie auskennt, worüber er schreibt? Daran, dass er so schreibt, dass man es verstehen kann. Jemand, der weiß wovon er spricht, braucht sein Unwissen nicht hinter komplizierten Wörtern und Satzkonstruktionen zu verstecken. Es klingt zwar erhaben und sehr kultiviert, aber bereits nach 2 Seiten geht es einem so auf den Geist, dass man es nur so bald wie möglich weglegen möchte.
Deswegen war Huizinga danach die absolute Erholung. Zwar waren 4 seiner meistbekannten Zitate bereits in den ersten 3 Seiten zu finden, aber was solls. Dieses Buch werde ich persönlich ganz lesen! :)
Was dabei etwas stört sind die Anstriche, die jemand dem Bibliothekbuch bereits verpasst hat. Es muss auch jemand ausgesprochen Ignorantes gewesen sein, da er/sie nur unwichtiges Zeugs anstreicht. Achso, Ihr meint vllt. hat er/sie einfach vor einem anderen Hintergrund das Buch gelesen? Na wie auch immer. Das Rumgestrichene nervt einfach, weil es mich dazu zwingt, mich mit Details zu beschäftigen, die ich sonst einfach überlesen hätte ("Hintergrundlesen" beherrsche ich inzwischen ziemlich gut! :) Ich lese in einem dämmrigen Zustand, und "wache nur auf" wenn für mich wichtige Inhalte besprochen werden. Das macht das Lesen deutlich schneller! :) ). Zum Glück war der/ie Vorleser/in nicht sehr ausdauernd, so dass das Buch nach dem 1. Kapitel sauber ist! :D
Ansonsten ist Huizinga eine ähnliche Erfahrung wie Goethe: "wieso isn der Typ eigentlich berühmt geworden, der reiht doch nur ein Zitat an das nächste?!" (Zitat ist übrigens so ein Wort, wo ich den Artikel kurz nachschlagen musste. Wie steht es mit Band? Das Band oder der Band? Und Schild? Der Schild oder das Schild? Kein Wunder, dass ich oft Artikel nachschlage. Oft frage ich Muttersprachler, und die sind dann erstmal verwirrt! :D)
Ich habe mir allerdings heute morgen etwas überlegt, was für mich eher nicht so gut ist: die meisten wirklich wichtigen Autoren haben Namen, die sie bezeichnen. Habe ich auch, aber das meine ich nicht. Csikszentmihalyi. Huizinga. Freud. Das kann man nicht verwechseln. Davon gibts nur den einen. Naja, und seine Söhne halt. Oder bei Freud die Tochter eben. Aber Meier Müller Schmidt Schneider Huber... Das sind Sammelbegriffe! Wie soll jemand noch in 100 Jahren wissen, wer ich war? *seufz*
Ja, ich weiß, eigentlich habe ich derzeit andere Sorgen...