... Aber ich habe es tatsächlich überlebt!
Kurz nach Mitternacht war ich gestern zu Hause, nach einer sehr langen und anstrengenden Reisezeit, die Mitte Oktober begann. Nicht falsch verstehen, ich verreise ja wirklich gerne, aber das war fast aweng viel! Nach Leipzig habe ich meine Reise nach Bonn nächste Woche abgesagt, und so bin ich bis kurz vor Weihnachten zu Hause. Zumindest abends und an Wochenenden! ;)
Zwei Dinge muss ich heute erwähnen.
Zum einen habe ich - zum bereits 2. oder 3. Mal - angefangen, das Buch zu lesen, das mir mein kleiner Bruder empfohlen hat: Growth fetish. Die letzten Male als ich es versuchte, wollte mir die Art, wie es geschrieben ist, ums Verrecken nicht runtergehen. Gestern auf der Rückreise von Leipzig gin es runter wie Öl: ich las mal locker die Hälfte des Buches durch.
Manche Dinge müssen vllt. einfach einige Tage reifen, bevor sie wie von allein weiter entstehen können.
Über dieses Buch werde ich bald noch ausführlicher berichten, der Grundsatz in aller Kürze: obwohl unser wirtschaftliches Wachstum in den letzten 50 Jahren eine Vervielfachung der finanziellen Lebensqualität bewirkte, sind die Menschen heute nicht glücklicher als vor 50 Jahren, sondern eher im Gegenteil. Gerade in sehr reichen Ländern (in Deutschland kann man es genau sehen, wenn man den Kollegen aus der LIT glauben kann, ist es in Japan auch nicht anders) sind die Menschen oft chronisch unzufrieden. Naja, der Bezug zu digitalen Spielen ist offensichtlich, trotzdem möchte ich bei Gelegenheit näher darauf eingehen... Auf jeden Fall wird mir dieses Buch das letzte Kapitel meiner Diss sehr erleichtern! ;)
Das andere ist eine positive Überraschung, an die ich mich schon hätte gewöhnen können, es aber nicht tue.
Auf der 2. Seite des Nürnberger "Sonntagsblitz" (eine kostenlose Zeitung der Nürnberger Nachrichten) befindet sich so ein blauer Kasten, in dem Experten sich zu irgendwelchen Themen äußern. Nicht lang, ist in 1 Min gelesen. Vor einigen Wochen war da eine sehr kritische Auseinandersetzung mit den Leichen in Second Life zu lesen (wie bereits berichtet).
Das heutige Thema: "Verlieren will gelernt sein".
Prinzipiell natürlich so evident, dass man es gar nicht lesen braucht, aber dann doch interessant:
Philipp Roser, zuständig für die Innenpolitik, schließt von der Vandalisierung von Sporthallen auf die Notwendigkeit, Kinder in das Verlieren einzuführen. Was er als "Frustgewalt" bezeichnet kennen wir als Aggressions-Frustrations-Theorie: "Immer häufiger neigen Jugendliche dazu, ihrer Verärgerung gewalttätig freien Lauf zu lassen, wenn Dinge sich nicht so entwickeln, wie es ihnen vorschwebt".
Was sagen wir dazu?
Wir sagen, dass die Kompetenz sich an der Grenze zur Handlungsunfähigkeit befindet, und die Selbstwirksamkeit das einzige ist, was sie noch handlungsfähig sein lässt.
Und wie wir bereits wissen, ist Kompetenz etwas das man sich im Laufe eines Lebens aneignet: wer nicht lernt, seine Kompetenz effektiver aufzufüllen, der landet notwendigerweise bei der Gewalt. "Den Umgang mit negativen Erlebnissen, mit Niederlagen oder der Nichterfüllung von Wünschen zu erlernen, das muss schon im Kleinkindalter beginnen. Da sind Eltern ebenso gefordert wie Erzieherinnen und Erzieher in Kindergarten und Schule". Heißt im Klartext: Kinder müssen NICHT alles bekommen, was sie sich wünschen oder zu wünschen glauben. Kinder müssen lernen, dass das Leben nicht immer so ist, wie sie es sich vorstellen. Das Leben kann auch hart und grausam sein. Aber wenn das Kind dies von Anfang an lernt, lernt es auch, dass das kein Abbruch tut, dass das Leben trotzdem schön ist und dass auch andere Zeiten kommen.
"Wer sein Kind liebt, der züchtigt es zeitig" bekommt da eine ganz andere Bedeutung. Es geht nicht um körperliche Erzüchtigung, sondern darum, das Kind der Welt anzupassen - und nicht andersrum! ;)