Donnerstag, 11. Oktober 2007

Das Streitgespräch

Nein, ausnahmsweise war ich nicht am Streitgespräch beteiligt, zumindest nicht direkt, sondern im Publikum dazu.
Wie ich neulich berichtete, trafen am Montag abend im Bildungszentrum Nürnberg Dr. Rudolf Kammerl von der Uni Passau und Marek Klingelstein, Chefspieltester bei der USK aufeinander. Moderiert wurde das ganze durch Dr. Siegfried Zelnhefer, Leiter des Presseamts der Stadt Nürnberg, der das wirklich unglaublich gut machte. Er war geistig sehr präsent, achtete drauf, wann und in welcher Form die Fragen beantwortet oder umgangen wurde, und übte auch sehr verhalten Kritik an den Kombatenten, wenn die Fragestellungen zu wiederholt wurden.
Dr. Kammerl wirkte ein Tick zerstreut, "Wissenschaftler halt". Marek Klingenstein war hingegen ein Beispiel an gelungener Rethorik. Er führte Kammerl teilweise echt an der Nase herum, und da dieser persönliche Angriffe durchführte, war es für Klingenstein auch ein leichtes - er hatte VIEL Raum zum Reden, den er auch reichtlich eingenommen hat.
Das Streitgespräch selber war super, spannend, wenn auch sehr lange die Diskussion sich nur um die Rolle der USK drehte.
Zum Schluß kamen vom Publikum (zugegebenermaßen auch von mir) die für mich wichtigen Fragen zur Motivation von Bildschirmspielen einerseits, mit dem häufig vertretenen Gewöhnungsaspekt, und andererseits wie man diesem Gewöhnungseffekt und dem über das Maß hinaus gefesselt sein umgehen kann: wie entsteht also Sucht und wie kann man ihr entgegenwirken.
Da muss ich zugeben, dass Marek Klingelstein einen Gedanken einbrachte, den ich selber noch nicht hatte, der für mich aber sehr einleuchtend klingt: Computerspiele sind abgewandelte Handlungen der Realität. Volleyball gab es schon Jahre vorher im RL, bevor es als Computerspiel eingeführt wurde. Genauso Autorennen - bis hin zu den Rollenspielen. Man kann im RL vllt. kein Elf oder Zwerg sein, aber in P&P sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt, und man kann alles sein.
Es stimmt auch: bis auf wenige Ausnahmen sagten fast alle meine Interviewpartner, dass sie lieber in echt RPG spielen als am Computer, lieber in echt Motorrad fahren als auf dem Computer, lieber in echt Tennis spielen als auf der Wii.
Man muss den Menschen nur wieder an den Ursprung des Spiels wieder zurückführen. Das echte ist immer besser als das gleiche als PC-Version.
Dies scheint auch Birgit Weber zu bestätigen, die in einer Jugendgruppe (?) in Langwasser arbeitet, in der eine Berufspraktikantin die Kinder durch P&P-RPG an das reale Leben zurückzuführen versucht...
Wir konnten uns an dem Tag leider nicht mehr austauschen, aber dankenswerterweise hat sie sich bei mir gemeldet (ich hatte ihr eine Visitenkarte von mir rübergeschoben :) ), und ich bin schon sehr gespannt, was dieser Kontakt in Zukunft noch alles bringen wird... :)