Sonntag, 9. März 2008

Joseph Weizenbaum ist tot

Am Mittwoch, den 05. März 2008 verstarb Weizenbaum 85-jährig in Berlin.
Und es gibt Leute, die nicht mehr wissen, wer er war!
Solche großartigen Menschen dürften niemals vergessen sein!
Meine gutinformierten Blogleser wissen es: ein Pionier der Informatik, der den C64 miterschuff und das Programm ELIZA erstellte und damit ein Meilenstein der künstlichen Intelligenz setzte, aber mehr als das: ein Informatikkritiker, der die Verantwortung der Wissenschaftler immer wieder betonte, und mit seiner Denkweise viele Wissenschaftler - mich eingeschlossen - stark prägte.
Auch wenn es in den letzten Jahren ruhiger um Weizenbaum wurde, seine Schriften - für mich insbesondere "Die Macht der Computer und die ohnmacht der Vernunft" und "Computermacht und Gesellschaft" - werden hoffentlich auch das Denken der zukünftigen Forscher weiter prägen.
Wir bedenken seiner.

"Jedes Individuum [muss] so handeln, als ob die gesamte Zukunft der Welt, der Menschheit selbst, von ihm abhänge. Alles andere ist ein Ausweichen vor der Verantwortung und selbst wieder eine enthumanisierende Kraft, denn alles andere bestärkt den einzelnen nur in seiner Vorstellung, lediglich eine Figur in einem Drama zu sein, das anonyme Mächte geschrieben haben und sich als weniger als eine ganze Person anzusehen, und das ist der Anfang vom Passivität und Ziellosigkeit. ...
Aber die Tatsache, dass jeder einzelne für die ganze Welt verantwortlich ist und dass die Befreiung von dieser Verantwortung zu allererst erfordert, dass jeder einzelne sich selbst gegenüber verantwortlich ist, bedeutet nicht die Leugnung, dass wir alle gegeneinander Pflichten haben." (Weizenbaum, Die Macht der Computer und die ohnmacht der Vernunft (1978), S. 348/349)

Es gibt menschliche Funktionen, die nicht durch den Computer ersetzt werden sollten; nicht weil es nicht geht, sondern weil es moralisch nicht vertretbar ist. "Respekt, Verständnis und Liebe sind keine Probleme, die mit Technik zu tun haben." (Weizenbaum, Die Macht der Computer und die ohnmacht der Vernunft (1978), S. 352)