Mittwoch, 14. November 2007

Bartle-Typen in der Realität

Liebe Leute, ein Kommentar auf den letzten Post kann ich nicht versteckt in den Kommentaren lassen, da es zu sehr Aufmerksamkeit verdient:

Valuri und Philuri hat gesagt...
hm also nach dem Magazin, was ich über deine Diss gehört habe, dachte ich genau das: tönt wie im richtigen Leben, nur nach Light Version.
Also auch im Real Life sind Menschen doch bestrebt diese Tanks zu füllen und auch im Real Life gehen Menschen verschieden vor um das zu erreichen. Die einen sind immer gerne in Gruppen unterwegs (Socializer), die anderen sind halt Entdecker (Explorer), etc... Und auch im Real Life können Menschen je nach Situation über sich selber herauswachsen ;)
Was ich mich auch frage ist: Was ist erstrebenswerter, sich die Tanks im Real Life aufzufüllen oder im Game? Was ist einfacher? Kann es sein, dass ein Mensch mehr spielt, wenn er die Tanks im Real Life nicht aufgefüllt bekommt? oder umgekehrt?
13.11.2007 22:47:00

Vielen Dank Valerie für Deinen Beitrag.
Du hast den Punkt auch gleich sehr gut erkannt!
Zum einen sind diese Bartle-Typen (Explorer, Achiever, Socializer, Killer) nichts anderes als Persönlichkeitstypen, kann man sagen. Der Mensch spielt so, wie er ist, meiner Meinung nach. Vielleicht kann er sich für eine bestimmte Zeit verstellen, doch schnell verliert das an Reiz (weil die Bedürfnisbefriedigung dann auch nicht mehr so gut funktioniert! Man ist ja so wie man ist, weil man damit erfolgreich seine Bedürfnisse in Schach hält!).
Ich denke, dass Spiele genau diesen Zweck erfüllen: Tanks füllen in einem Leben, das dies nicht mehr zulässt.
Wie eine Interviewpartnerin von mir sagte, ist unsere Welt komplett überfüllt. Wir Leben im Luxus, und haben keinerlei Herausforderungen der Lebensbewältigung mehr.
Wodurch soll man seine Fähigkeiten überhaupt noch beweisen sollen? Wie kann man seinen Kompetenztank füllen, in einer Welt, wo der Sonntagsbraten nicht mehr mühsam erjagt, sondern bequem im Supermarkt eingekauft werden kann? In der ein Mensch keine sozialen Kompetenzen mehr haben muss, um Freunde zu haben, weil diese bequem im Internet "einkaufbar" sind? In der es nichts mehr zu entdecken gibt, weil schon alles auf Auto-erkennbar-Nähe von oben zu sehen ist? In der Gewalt so verabscheut wird, dass es keine Möglichkeit gibt, Aggressionen überhaupt noch auszuleben?
Spiele füllen da eine große Lücke: sie bieten Abenteuer, Entdeckungsmöglichkeiten, soziale Kontakte, auch gewalttätige Auseinandersetzung und Wettbewerb, alles auf Zuruf.
Die Füllung des Tanks im RL ist sicherlich vorzuziehen - wenn diese Möglichkeit denn überhaupt gegeben ist, was leider oft genug nicht der Fall ist.

Zwischen den ständig leeren Tanks oder aber das Auffüllen im Spiel ist sicherlich letzteres vorzuziehen, wenn es auch bei Weitem nicht die Ideallösung ist.
Gerade bei Jugendlichen - die so voller Fähigkeiten sind, und SO WENIG Anerkennung bekommen - ist das Spiel oft die letzte Möglichkeit, sich handlungsfähig zu halten.
Dass etwas - gesamtgesellschaftlich gesehen - unternommen werden muss, um diese Situation zu ändern, steht für mich außer Frage.
Die Frage ist eher: wann werden wir erkennen, dass WIR (und ich meine ein jeder von uns!) verantwortlich sind, und dass wir die Macht haben, diese Situation auch zu ändern??