Sonntag, 20. Juli 2008

Konsolennacht in der Treppenhaus-Lounge

In den letzten Wochen habe ich mich systematisch überarbeitet. Niemand, der mich kennt, wird ernsthaft darüber überrascht sein. Nur, dass es in den letzten Wochen vielleicht sogar für mich etwas viel war! :)
Ich habe jetzt eine neue Korrektorin für meine Diss, und bin schon sehr gespannt, wie wir miteinander auskommen werden. Alles deutet darauf hin, dass wir uns gut verstehen, und auf das gleiche hinarbeiten (Anm. v. 23.07: heute habe ich ihre Mail bekommen, dass der erste Teil schon fertig ist!!).
Nachdem ich also heute (am 20.07.08) für eine knappe Woche nach Berlin fahre, um an der ICP 2008 teilzunehmen, habe ich den gestrigen Tag eher entspannt gemacht.
Mein kleiner Bruder kam mich besuchen, und gemeinsam gingen wir abends in die Treppenhaus-Lounge (von der ich schon das eine oder andere Mal berichtet habe). Das besondere am gestrigen Abend: die Konsolennacht.
In der Lounge waren 4 Fernseher aufgestellt, davon einer ein riesiger Flachbildschirm. Dazu 1 Gamecube, 1 PSII (inkl. Eye Toy der letzten Generation), 2 SNES und ein Paar Gameboys der ersten Generation (Wahnsinn, waren diese Bildschirme schlecht!!!). Dutzende Spiele, darunter so bekannte wie Street Fighter, Tetris und Mario Kart und einige, die ich zumindest nicht kannte: Mario Fußball, Donkey Kong Trommeln und die Eye Toy Spiele.

Bis 20h war alles ganz furchtbar entspannt. Danach fingen die Turniere an: Mario Kart, Street Fighter und Mario Fußball. Während mein Bruder entsetzt feststellte, dass er in dieser Gruppe zu der älteren Generation gehörte (und einige der Teilnehmer noch nicht geboren waren, als wir diese Spiele schon spielten!) zeigten diese Jungspunde auch, was sie drauf haben. Obwohl sie diese älteren Spiele noch nie gespielt hatten, bewiesen sie eine Fingerfertigkeit und Reaktionsschnelligkeit, die uns – wörtlich – alt aussehen ließ. So verlor mein kleiner Bruder schon in der 2. Runde eines Spiels, dass er früher schon „bis zum Vergasen“ spielte, und in dem zumindest ich ihn für unschlagbar hielt.

Jugendliche haben wirklich keinerlei Hemmnisse. Sie stürzen sich rein – und sie kommen damit durch. Es gehört einfach von Anfang an zu ihnen. Den Altersdurchschnitt schätze ich übrigens auf so 16-17 Jahre...
Ein wirklich bemerkenswertes Ereignis des Abends war die musikalische Begleitung. Mario und Luigi, an der Bratsche und an der Posaune, spielten Klas-si-ker der Videospielmusik. Die Begleitmusik von Tetris musste mehrfach wiederholt werden – sie war einfach zu cool umgesetzt. Eine Kostprobe gibt es hier, ganz unten.

Man (der man selber ja Tetris gespielt hat, bis man mit geschlossenen Augen Teilchen fallen sah und davon träumte!) konnte nicht umhin, mitzusingen. Auch die verschiedenen Level von Mario waren sehr gut. Man fühlte sich regelrecht in die einzelnen Level zurückversetzt.
Das wirklich überraschende war für mich diese Stimmung dort. Vollkommen entspannt. Wobei, nicht wirklich überraschend, weil man es ja von LAN-Partys kennt. Ich glaube deshalb überraschend, weil man irgendwann ungewollt anfängt, der ganzen Propaganda zu glauben. Ich meine, zu meiner Zeit war Street Fighter ja mit das „gewalttätigste“, was man so konsumieren konnte. Und heute? Es ist absolut lachhaft. Kein Mensch könnte im Ernst darin eine Gefahr sehen.
Während der Turniere bildeten sich Fraktionen, die die eine oder andere Seite anfeuerte. Gewinner wurden herausgefordert, man wechselte sich an der Konsole ab. Es war SO GUT!
Als dann zum Schluss dieses „Donkey Kong Trommeln“ (kA wie es wirklich heißt) gespielt wurde (dazu werden „echte“ Trommeln an den Game Cube angeschlossen, und auf dem Bildschirm wird angegeben, ob die rechte, die linke, beide Trommeln gleichzeitig angeschlagen oder geklatscht werden soll), saßen 20 Leute vor diesem Bildschirm und klatschten unterstützend an den richtigen Stellen. Was gar nicht so einfach ist! :) Teilweise wurden regelrechte Kunststücke auf diesen Trommeln vollführt, neidlos saßen andere daneben, und freuten sich an der Kunstfertigkeit der anderen. Als „Luigi“ das schwierigste Stück praktisch fehlerfrei absolvierte, kam die Bude vor Applaus fast runter!
In diesem Moment, inmitten all dieser jungen Menschen wurde mir klar, dass ich einen Blick in die Zukunft werfe. Menschen vereinsamen nicht, weil sie spielen, es sei denn, sie vereinsamten bereits vorher. Und Konsolen werden weiterhin eine Rolle spielen. Und sei es als Ersatz für „blinde Kuh“, „Verstecken“, „Fangen“ und was wir sonst noch alles spielten.
Es stimmte mich optimistisch, dass uns wahrscheinlich eine wesentlich bessere Zukunft erwartet, als die, mit der wir gewohnt sind zu rechnen.
Weitere Bilder gibt es hier und hier.
Nächstes Jahr wird es Neuausgabe geben, da werden wir sicher wieder dabei sein! :)